Lieber Helmut, wir gratulieren Dir von Herzen!
Bundesverdienstkreuz für einen aufrechten Linken
Helmut Försch aus Würzburg wurde das Bundesverdienstkreuz des Bundespräsidenten verliehen. Wolfgang Jung hat einmal über ihn geschrieben: „Försch hat sein Leben lang gekämpft: gegen Wiederbewaffnung und Atomkraft, für Natur- und Umweltschutz, gegen Nazis, für Frieden und Demokratie. Er ist gegen die Verschandelung Würzburgs ins Feld gezogen, für eine kindgerechte Stadt, und ganz besonders für seinen Heimatstadtteil Grombühl. […] Er gründete mit dem Pazifisten Franz Rauhut die „Internationale der Kriegsdienstgegner“, mit Benita Stolz von den Grünen die „Aktion Stolpersteine“ und mit Heinrich Weppert die Geschichtswerkstatt.“
Kürzer kann man die Verdienste von Helmut Försch nicht zusammenfassen.
Er setzt sich seit mehr als sieben Jahrzehnten für Natur- und Umweltschutz ein und engagiert sich seit über 20 Jahren im Bereich der Erinnerungskultur. Seine ehrenamtlichen Schwerpunkte:
- Seit 57 Jahren ist er ehrenamtlich bei den "NaturFreunde Deutschland e. V" in Würzburg tätig, er hat in dieser Zeit viele verschiedene Ämter übernommen. Dafür haben ihn die NaturFreunde zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.
- Seit der Gründung arbeitet er im "Arbeitskreis Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein Würzburg e. V." mit. Dieser beschäftigt sich mit der Geschichte der Stadt Würzburg mit dem Ziel, für kommende Generationen Bilddokumente zu sammeln und Daten zu ermitteln.
- Im Jahr 2004 gehörte Försch zu den Initiatoren und Mitbegründern des Arbeitskreises "Stolpersteine" in Würzburg. Die Stolpersteine erinnern an die vom nationalsozialistischen Regime verfolgten Mitbürgerinnen und Mitbürger. Försch unterstützte mehr als zehn Stolperstein-Verlegungen und deren Begleitveranstaltungen – in einem Interview hatte er sich als „Mädchen für alles“ des Arbeitskreises bezeichnet.
- Aus dem Arbeitskreis "Stolpersteine" gründete sich 2010 unter seiner Mitwirkung die Projektgruppe "Wir wollen uns erinnern". Gemeinsam entwickelte sie ein Konzept zur Erinnerung an die dritte Würzburger Deportation im April 1942, stellvertretend für alle unterfränkischen Deportationen. Insgesamt beteiligten sich über 3.000 Menschen an diesen Schweigemärschen: Schulklassen, Senioren und Familien, aber auch Nachfahren von Opfern, die aus Israel oder den USA angereist waren. In diesem Zusammenhang stand Försch der jungen Generation immer auch als Zeitzeuge und Gesprächspartner zu Verfügung.
- Auch als Autor / Co-Autor mehrerer Bücher schildert er Erlebnisse aus den Kriegsjahren und in der vom Krieg zerstörten Stadt Würzburg, die Nöte, den Wiederaufbau und die Konfrontation mit den Verbrechen der Nationalsozialisten. In seinem jüngsten Buch erinnert er an den linkskatholischen antikapitalistischen Publizisten Vitus Heller.
- Das Engagement als Mitglied des Stadtrats von Würzburg von 1999 bis 2002 rundet sein vielfältiges ehrenamtliches Wirken in beeindruckender Weise ab.
Sein Alter hindert Helmut Försch nicht, sich rege einzumischen – sei es durch Leserbriefe, Teilnahme an vielen Demonstrationen, z.B. gegen Wiederbewaffnung und Waffenexport, oder Mitarbeit bei Initiativen zur Verkehrsberuhigung wie am Faulhaber-Platz. Dabei schont er weder sich noch seine Mitstreiter. So lobt Jürgen Schrader, Vorsitzender der NaturFreunde: „Helmut Försch ist ein Urgestein der NaturFreunde. Es lässt ihn nicht ruhen, wenn ihm das politische Engagement der jüngeren Mitglieder fehlt, oder ihm zu zahm ist. Dann scheut er auch deutliche Worte nicht.“ MdL Georg Rosenthal, der der Ehrung von Försch beiwohnte, würdigt sein Bestreben: „Er war im Dritten Reich Zeuge von Unrecht geworden, und nach dem Krieg erfuhr er von weiteren schlimmen Verbrechen der Nationalsozialisten. Er will die Erinnerung an das Unrecht der Vergangenheit wachhalten, um eine Wiederholung zu verhindern. Deshalb kämpft er so konsequent gegen Pegida und andere Neo-Nazis.“